Arbeitsgruppen
Wir brauchen die ganze Stadtgesellschaft
Für die nachhaltige Transformation des Ernährungssystems, hin zu regionalem und klimafreundlichem Anbau und Konsum, brauchen wir die ganze Stadtgesellschaft.
Der Ernährungsrat lädt dazu zu themenbezogenem Austausch und Arbeiten ein: Welche Ziele stecken wir uns dabei, welche Schritte gehen wir? Für den Klimaschutz, den Erhalt und die ökologische Aufwertung von Flächen, für gesunde Lebensmittel ohne weite Transportwege.
Start in sechs Arbeitsgruppen
In den ersten Treffen haben wir Ziele einer Transformation formuliert, Bedarfe erörtert, Fragestellungen diskutieren und Lösungswege skizziert. Daraus und aun weiteren Arbeitstreffen soll in den nächsten Jahren eine gemeinsame Ernährungsstrategie für die StadtRegion Stuttgart erarbeitet werden. Gemeinsam, in Kooperation zwischen Unternehmen, Verwaltung und privaten Initiativen sollen gemeinsame Ziele und Maßnahmen abgeleitet werden.
Unser Anspruch ist es, die ganze Stadtgesellschaft in den Transformationsprozess einzubeziehen, für eine klimaschonende und nachhaltige Landwirtschaft sowie eine regionale und ökologische Essensversorgung.
Die Stadtgesellschaft sollte auch bei der Gestaltung von urbanen und suburbanen Flächen für mehr Erlebbarkeit der Landschaft, für mehr Biodiversität und den Erhalt der fruchtbaren Böden, die wir in der Region haben, einbezogen werden.
Gerne nehmen wir in der Vorbereitung der nun anstehenden Ausschusssitzungen Ihre / Eure Anliegen mit auf.
Erzeugung und Vermarktung
Bioprodukte aus der Region sind nicht einfach zu bekommen in Stuttgart und in der StadtRegion. Gleichzeitig erscheint das Anbauspektrum auf den besten Böden in der StadtRegion nicht für die Versorgung der Stadtgesellschaft gemacht. Wie kann der Anteil auf den Ackerflächen, das Angebot und die Verfügbarkeit, die Zugänge zu regional und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln verbessert werden – mit steigendem Bio-Anteil? Mehr Gemüse, mehr Hülsenfrüchte, Betonung der Saisonalität, mehr Bio auf den Äckern in der Region. Diese Claims zeigen in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Wir wollen einzelne Fragestellungen diskutieren und der Problemanalyse sowie Lösungsansätzen eine neue Aufmerksamkeit geben, ein neues Bewusstsein für die Landwirtschaft und den Gartenbau in der StadtRegion erreichen, mit dem sich die ganze Stadtgesellschaft wieder mehr verbinden und identifizieren kann.
Flächen
Virtuell kann man nicht gärtnern und auch nicht ackern. Für Stadtteil- und Elterninitiativen braucht es mehr Flächen in der Stadt, um eigenes Gemüse zu ziehen. Klar, dass wir die Stadtgesellschaft vom Gärtle im Hinterhof nicht ernähren können. Wie schaffen wir es, für gute Lebensmittel, die in der Region erzeugt werden, eine Wertschätzung und neues Bewusstsein zu schaffen, und die Erzeugung von Lebensmitteln in der Region ebenso wie die Landschaft erlebbar zu machen und mit Genuss und Qualität zu verbinden. Dazu brauchen wir engagierte Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Profis. Landwirtinnen und Gärtner, Menschen in der Stadtverwaltung, die sich im Sinne der Transformation im Bereich Lebensmittelversorgung neuen Aufgaben stellen. Ebenso für engagierte Bürgerinnen und Bürger, die verschiedene Aktivitäten in neuen „Lebensmittelpunkten“ bündeln wollen.
Food Hub & Logistik
In Hamburg, Frankfurt und Köln entstehen neue Formate, wie regionale Bio-Produkte besser und in kurzen Ketten auf die Tische und in die Großküchen kommen. Die Stadt Stuttgart und sein Umland bieten ein großes Potential für Agrar- und Gärtnereiprodukte. Food Hubs können mehrere Funktionen im lokalen Lebensmittelsystem übernehmen: Die Zusammenstellung von Produkten verschiedener Lieferanten / Betriebe für den Vertrieb, die Verteilung: Lagern von Produkten und Transport zum Kunden und / oder das Marketing und den Vertrieb: Käufer finden, Produkte verkaufen und bewerben und die Markenidentität der Betriebe fördern. Die gemeinsame Klammer ist dabei: Regionale, nachhaltige Erzeugung, handwerkliche Verarbeitung, wachsender Bio-Anteil, messbare Umwelt- und Klimawirkung sowie eine wertschätzende Esskultur.
Klimaschutz
Ein Drittel der globalen Treibhausemissionen sind auf das globale Ernährungssystem zurückzuführen. Eine Transformation unseres Ernährungssystems muss daher als essenzielles Ziel die Reduktion von Treibhausgasen beinhalten. Doch was sind die Stellschrauben im System Ernährung anhand derer die Treibhausgasemissionen verringert werden können? Es gilt die gesamte Lieferkette, vom Acker bis auf den Teller, bis zum Konsumenten und zur Konsumentin der StadtRegion Stuttgart zu betrachten. Wo und an welcher Stelle fällt der Großteil der Emissionen an? Wie kommt es dazu und wie können diese Emissionen verringert werden? In der Arbeitsgruppe können für die StadtRegion Stuttgart, Lösungsansätze bearbeitet und Pilotprojekte gestartet werden. Auch hier spielt die Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung eine wichtige Rolle. So können Produktkennzeichnung oder CO2-Menüs zur Bewusstseinsbildung beitragen.
Kommunikation
Neben Prozessen zur aktiven Transformation des Ernährungssystems bedarf es auch der Bewusstseinsbildung. Denn das Ernährungssystem hängt unmittelbar mit unserem Gesellschaftssystem und dem Handeln jedes einzelnen Menschen zusammen – auch hier braucht es einen Wandel. Entscheidend dafür ist nicht nur Wissen, sondern auch Bewusstsein und Emotionen. Gezielte Kommunikation kann Handlungsentscheidungen beeinflussen und so zu einer Veränderung beitragen. Die Arbeitsgruppe will einen Raum bieten, um verschiedene Wege der Bewusstseinsbildung zu eruieren, mögliche Zielgruppen und Orte zur Platzierung von Inhalten sowie die angestrebte Wirkung zu diskutieren. Es können Kampagnen mit verschiedenen Zielen, Zielgruppen und Themenschwerpunkten entwickelt und durchgeführt werden. Mögliche Themen sind dabei die Landwirtschaft und ihr Beitrag zum Klimaschutz, Lebensmittel als Mittel für die Gesundheit von Mensch und Umwelt und ein stabiles Ökosystem Erde sowie der Einfluss von Kaufentscheidungen.
Außer-Haus Verpflegung
Fast sechs Millionen Menschen in Deutschland ernähren sich jeden Tag außer Haus. Ob das im Restaurant, in der Mensa, der Kantine oder in anderen Einrichtungen ist, hier haben kleine Veränderungen in den Küchen großen Einfluss auf das lokale Ernährungssystem. Das kann die Umstellung eines Produkts oder die vollständige Umstellung auf Bioqualität sein, um so zu dem von der Bundesregierung gesetzten Ziel eines Bio-Anteils von 30 % bis 2030 auf den deutschen Landwirtschaftsflächen beizutragen. Aber auch der Bezug der Großküchen und Caterer von lokalen Erzeugerinnen, Erzeugern und Verarbeitungsbetrieben schafft durch die großen Bezugsmengen eine nicht unwesentliche Nachfrage nach entsprechenden regionalen Produkten, die auch soziale Aspekte berücksichtigen. Er bietet lokalen Akteuren eine Basis und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur lokalen Ernährungswende. Und nicht nur der direkte Beitrag zur Transformation des Ernährungssystems ist entscheidend. Veränderungen bringen hier auch die Chance mit sich, den zahlreichen Konsumentinnen und Konsumenten eine nachhaltige, gesunde und geschmackvolle Ernährung zu bieten und gleichzeitig, insbesondere in Schulen und Kindertageseinrichtungen, für dieses Thema zu sensibilisieren und die Wertschätzung von Lebensmitteln zu fördern. So bieten zum Beispiel Schulgärten oder Mittagstische Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen Essen und Hintergrundinformationen sowie emotionalen Zugang für unterschiedliche Zielgruppen. Die bereits laufenden Arbeitstreffen zu diesem Thema, zum einen der „AG Gemeinschaftsverpflegung“ der Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stuttgart sowie die Aktivitäten der Stadt Stuttgart sollen hier einbezogen und in den Zusammenhang der Landwirtschaft unter Einbeziehung weiterer Akteure gebracht werden. Aber welche Hürden stehen einer Transformation der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) im Wege und wie können diese gelöst werden, sodass die AHV regionaler, sozialer und klimafreundlicher werden kann? Es bedarf Strategien, Lösungsansätze, proaktives Vorangehen im Rahmen von Pilotprojekten. Die Arbeitsgruppe will sich dieser Fragestellungen und konkreter Bedarfe annehmen und schließlich einen Beitrag zur Veränderung leisten.